Die Lage macht den Unterschied

Das Aroma einer Kaffeebohne wird von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Ähnlich wie im Weinanbau bestimmen die Bodenbeschaffenheit, die Anbauregion und die generellen klimatischen Bedingungen wesentlich Aroma und Charakter der Kaffeekirschen. Für einen perfekten Espresso ist also nicht nur eine schonende Röstung entscheidend, sondern auch Rohkaffee ist höchster Qualität. Die Anbauhöhe ist dabei einer der wichtigsten Faktoren, wie wohl jeder weis sinkt in der Höhe die Temperatur und der Sauerstoffgehalt in der Luft, dies wirkt sich natürlich auf das Wachstum der Kaffeepflanzen aus.


Durch den gern genutzten Werbeslogan „Hochlandkaffee“ wird jeder, zumindest unbewusst, schon einmal gehört haben, dass Kaffeeanbau anscheinend in großen Höhen stattfindet. In der Tat sind Anbauregionen jenseits von 1000 Metern vorteilhaft. Durch die kühleren Temperaturen verlangsamt sich das Wachstum der Kaffeekirschen, was der Frucht erlaubt länger zu reifen und damit einen ausgeprägten und volleren Geschmack zu entwickeln. Auch kann die langsam wachsende Pflanze mehr Nährstoffe aus dem Boden in der Frucht einlagern, daher sind in den sehr hohen Lagen um 1500 Meter die regionalen Unterschiede im Geschmack deutlich ausgeprägter als in den mittel-hohen Lagen um 1000 Meter. Ein weiterer Vorteil der langsam wachsenden Früchte ist, dass die Schale der Frucht kompakter und stabiler ist und für die Aromen im Inneren wie eine Panzerung ist.

Kaffeepflanzen, die in niedrigerer Höhe angebaut werden, bieten durch ein schnelleres Wachstum höhere Erträge und sind damit auch oftmals günstiger. Allerdings sind die Bohnen durch das schnelle Wachstum weniger robust gegenüber Schädlingen und erfordern mehr Aufmerksamkeit während der Zuchtperiode. Aus diesem Grund hat sich Coffea Canephora (Robusta Bohnen) in den niedrigeren Lagen etabliert, da die Pflanzen und Früchte im Vergleich zur Coffea Arabica (Arabica Bohnen) robuster gegenüber hoher Temperaturen und Schädlingen ist. In der folgenden Tabelle sind die Charakterzüge von Arabicabohnen aus verschiedenen Anbauhöhen aufgelistet. Eine Sonderstellung nimmt Hawaii ein. Besondere klimatische Bedingungen im Kona-Distrikt an der Westküste von Big-Island, gepaart mit den fruchtbaren Böden an den Hängen der Vulkane, erlaubt es Coffea-Arabica auch in sehr niedrigen Höhen anzubauen. Der „Kona-Kaffee“ ist unwahrscheinlich rund und weich, leider aber auch wirklich kein Schnäppchen.

ANBAUHÖHE REGIONEN CHARAKTER
750 m Kona, Hawaii Mild, Fein, Unkompliziert
1000 m Brasilien, Santos, Burma Rund, Süßlich
1250 m Costa Rica, Mexico, Nicaragua, Sumatra Nussig, Kakao, Vanille, Zitrus, Erdig
1500 m Kolumbien, Kenia, Guatemala, Äthiopien, Sulawesi, Papua Neu-Guinea Fruchtig, Komplex, Säure, Blumig

Die Lage, in der eine Bohne angebaut wurde, hat wesentlichen Einfluss auf die chemische Zusammensetzung und damit auf den Geschmack. Aber wie im bereits genannten Beispiel Weinanbau benötigt es neben dem perfekten Rohmaterial noch viele weitere Schritte um ein perfektes Endprodukt zu erhalten. Enorm viel Wissen und Erfahrung sind nötig um die verschiedenen Bohnen zu einem ausgewogenen Blend zu kombinieren und damit dem Barista das Material für einen perfekten Bezug zur Verfügung zu stellen. Der Röstvorgang kann den Charakter einer Bohne beeinflussen, aber nicht im wesentlich verändern. Der Anbau und die Anbauregion sind nur ein Teil der Qualität eines Espresso, aber ein entscheidender.

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